Christopher von Bitpage hat eine Blogparade zum Thema „Domainendungen“ ins Leben gerufen. Da wir gestern schon in Skype über das Thema diskutiert haben, möchte ich im Folgenden kurz meinen Senf dazu geben.
gTLD nennen sich die neuen Domainendungen, generic Top Level Domain. In nur wenigen Monaten stehen also die Endungen .shop, .videos, .lol und viele weitere zur Verfügung. Dann geht das Verschachern der neuen Adressen wieder von vorne los: daddy.cool, ilove.berlin, uru.gay und high.tech werden nur einige von tausender heiß begehrter URLs sein. Doch so wirklich nützlich sind nur die wenigsten von ihnen.
Beispiel amazon.shop: (Fast) Jedem von uns ist klar, dass man unter amazon.de den Online-Shop Amazon erreicht. Amazon.shop wäre zwar eine nähere Klassifizierung anhand der Domain, aber nicht wirklich notwendig. In einigen Beispielen kann das sogar hinderlich sein, etwa wenn man von der Rechtsform her eine GmbH (.gmbh) ist, als Dienstleistung Videos und Bilder anbietet (.videos und .pictures) und einige davon zusätzlich kommerziell vertreibt (.shop). Spätestens dann wäre die Folge, dass wir noch öfter bei Google nach der richtigen Domain suchen würden.
Auch bei JUICED wäre die Endung alles andere als eindeutig: Ursprünglich war die Seite ja eine Fanpage zu einem Rennspiel (.game/.play), aus dem 2008 ein Blog (.blog) über Medien- und Technologie-Themen (.digital/.media/.tech/.technology/.web) wurde. Heute entwickelt sich JUICED immer mehr zu einem digitalen Gesellschaftsmagazin. Nach welchem Faktor soll man da seine Adresse wählen?
Zugegeben: Die Domainendungen an Ländergrenzen festzumachen, ist im Internet vielleicht etwas überholt. Aber es gibt ja bereits die Alternativen .org, .net, .biz, .info, .name (die letzten drei seit 2000); und selbst die gescheiterte Endung .mobi existiert seit 2004 bis heute. Brauchen wir da wirklich noch beliebig viele neue Domainendungen, die von den wohlhabenden Konzernen beantragt werden können, darunter beispielsweise .spiegel, .volkswagen, .nokia, .kindle und – man glaubt es kaum – .allfinanzberater sowie .allfinanzberatung. Geht’s noch?!
Wir sollten uns lieber fragen, wer davon am meisten profitiert: Zum einen wäre das die Non-Profit-Organisation(!) ICANN, die allein für eine gTLD-Bewerbung stolze 185.000 Dollar verlangt – und anschließend immer noch das Recht hat, sie abzulehnen. Dann wären da die Internetdienstleister, bei denen die Kunden später die neuen Domains reservieren können. In Deutschland bietet bisher nach Recherchen von Christopher ausschließlich der Internet-Provider united-domains AG eine Vorbestellung der kommenden gTLDs an. Das Vorbestellen ist zwar kostenlos, aber später kosten die URLs nach Schätzungen des Providers 20 bis 90 Euro pro Jahr. Willkommen im undurchsichtigen Dschungel des Domainhandels!
Fazit: Auf Adressen wie ugly.pictures, audi.auto und lebens.versicherung kann ich getrost verzichten. Aus meiner Sicht ist diese Aktion ziemlich un.cool und für die Nutzer ein schlechter.deal. Denn die unzähligen Domainmöglichkeiten verwirren nur und kosten unnötig viel Geld. Die entscheidende Frage ist, wer dabei am meisten profitiert. Die Anwender sicher nicht.
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[…] Jujced.de ist der Ansicht, dass wir Anwender von den neuen Domains nicht profitieren werden […]