Zurück zur Suchmaschine: Auch hier hat es Google geschafft, sich in den Köpfen der User ebenso wie im Duden einzunisten. Wer etwas im Netz sucht, „googelt“ heutzutage. „Yahooen“ oder „Bingen“ wäre undenkbar. Ein beachtlicher Erfolg für ein Unternehmen, dessen Dienste allesamt gratis sind.
Auch ich nutzte Google.de einige Zeit lang mehr oder weniger vertrauensvoll gedankenlos. Ich wusste zwar um Alternativen, bemühte mich aber nicht darum, diese auszuprobieren. Ich war schlicht zu faul. Doch mit der Zeit wuchs meine Skepsis gegenüber Google, Marktführer beobachte ich generell meist sehr kritisch.
Umso erstaunlicher, dass Microsoft aufgrund der ehemaligen Monopolstellung bei Betriebssystem und Webbrowser zahlreiche Feinde, Neider und Kläger am Hals hatte, Google hingegen beliebter denn je wurde und die Stimme der Kritiker im allgemeinen Getöse sang- und klanglos unterging.
Als ich zum ersten Mal bewusst Yahoo als Suchmaschine anstatt Google nutzte, fühlte sich das zunächst einmal sehr komisch, ungewohnt und fremd an. Da erst merkte ich, wie tief meine Google-Gewohnheiten tatsächlich waren und wie vertraut mir das Unternehmen aus Mountain View eigentlich war.
Doch nach einigen Wochen schwand das ungewohnte Gefühl und ich gewöhnte mich allmählich an Yahoo. Die Suchergebnisse erschienen mir sowieso einen Tick besser, sodass in meinen Augen keine Nachteile entstanden. Lediglich das Eintippen der Suchseite war etwas umständlich, http://de.search.yahoo.com anstatt google.de.
Doch hier half und hilft mir Webbrowser Opera weiter: Um ein Suchbegriff bei Yahoo zu suchen, brauche ich dort lediglich „y“ und den gewünschten Suchbegriff in die Adressleiste einzutippen. Also Beispielsweise „y Google Alternativen“. Daran habe ich mich sehr schnell gewöhnt und spare dadurch täglich wertvolle Zeit.
Ein Nachteil dabei ist jedoch, dass nicht alle Opera als Standard-Webbrowser benutzen: Sobald ich an einem fremden Notebook oder Computer sitze, vermisse ich diese erstklassige Funktion schmerzlich.
Jedenfalls ist der Wechsel von Google zu einer anderen Suchmaschine alles andere als unmöglich und bedeutet keineswegs Qualitätsverlust. Es ist lediglich eine gedankliche Barriere, die wir durchbrechen müssen. Es geht – wenn wir uns dazu entscheiden, unseren alten Gewohnheiten bewusst ade zu sagen. Nicht mehr und nicht weniger.
Das Problem sind die mangelnden Alternativen. Sicher, es gibt zahlreiche Suchmaschinen für spezielle Dinge wie Fotos, Videos, Weblogs etc. Doch wer bitte macht sich die Mühe, alle zu testen, zu merken und anschließend auch zu benutzen?
Ich selbst habe es lange Zeit probiert und erwische mich immer wieder dabei: Wenn ich etwas suche, benutze ich zunächst einmal instinktiv Yahoo. Erst anschließend denke ich über Alternativen nach, sollte ich nichts Befriedigendes finden. Außer bei Landkarten-, Produkt- und Personensuchmaschinen, da haben sich bei mir Bing Maps, Ciao und Yasni als erste Anlaufstelle bewährt.
Und bei Videos? Natürlich das Videoportal Nummer eins, YouTube, das ebenfalls zu Google gehört. Eine wirkliche Alternative gibt es leider nicht. Wer selbst Videos hochlädt, empfehle ich das erstklassige Videoportal Vimeo zu benutzen. Vimeo ermöglicht bessere Qualität, aber leider (noch) nicht die Masse an Nutzern.
Blogsuchmaschinen und andere „exotische Spezialsuchmaschinen“ sind für mich meist keine Alternativen. Sie sind zwar gut gemeint, aber im Grunde überflüssig. Nachrichten, Bilder, Weblogs und neuerdings auch Facebook und Twitter werden von den Suchmaschinen einfach integriert und schon erübrigen sich weitere Nischensuchmaschinen wie einst Technorati bei Weblogs oder Wolfram Alpha bei wissenschaftlichen Fragen.
Hand aufs Herz: Wer von euch benutzt regelmäßig exotische Suchmaschinen? Selbst Allround-Suchmaschinen wie exealed, ixquick, quintura, hulbee oder mageleo, die Suchergebnisse zum Teil schöner und besser aufbereiten, können sich nicht durchsetzen. Und damit meine ich in erster Linie in unseren Köpfen!
Wir googeln stattdessen lieber unbekümmert weiter, alte Gewohnheiten können ja so schön sein. Google ist schließlich so bequem, schnell und unkompliziert. Ein Kreislauf, aus dem kaum noch jemand ausbricht. Wir haben uns damit abgefunden und fragen lieber Google anstatt unser Fragen zu hinterfragen.
Der Kampf der Suchmaschinen: Die große Google-Serie auf JUICED
- Der Kampf der Suchmaschinen: Google hat schon längst gewonnen. (Teil 1)
- Die Macht der Gewohnheit: Bequemlichkeit wird zum Verhängnis. (Teil 2)
- Die letzten Google-Alternativen: Nur noch wenige Suchmaschinen übrig. (Teil 3)
- Bonus-Artikel: Zusatzinformationen und zahlreiche Links zu Google und Co. (Teil 4)
Meike meint
Ich teile die Skepsis gegenüber Marktführern, zumal die Barrieren zur Monopolisierung im Internet viel niedriger sind als in der realen Welt.
Aber das Problem ist ja nicht allein die Tatsache, dass die meisten zu sehr auf Google vertrauen. Nur indem man seine Suchmaschine wechselt, heißt das nicht, dass man gleich zu einem kritischeren Menschen geworden ist. Es erfordert schon noch etwas mehr Anstrengung, das eigene Gehirn anzuschalten.
Das Problem ist doch, dass wir bzw. ein großer Teil vor allem der jüngeren Generationen generell verlernt hat, Informationen sinnvoll zu selektieren, egal welche Suchmaschine sie mir nun liefert. Sprich: Keiner weiß eigentlich mehr, was noch zuverlässige Quellen sind und was nicht. Beziehungsweise: Es interessiert auch keinen.
„Das stand auf wikipedia, also muss es ja stimmen“, ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. „Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich“, das war einmal. „Ich hab einen wikipedia-Eintrag und kann er-googelt werden, also bin ich“, das trifft’s schon eher. Schöne neue Welt.
JUICEDaniel meint
Stimmt, aber sie ist zum Teil schon in Gange, allen voraus klar Google. Erst der Suchmaschinenmarkt, dann der Werbemarkt (Google Adsense+Adwords & Doubleclick), dann der Statistikmarkt (Google Analytics), dann der Videomarkt (YouTube), und und und… damit steht Google ja erst am Anfang. Ab und an scheitern sie aber auch, z.B. bei Weblogs. Dort hat sich Blogger nicht durchgesetzt, viel angesagter ist da WordPress. Aber auch hier: Die Blogger nutzen meist Google Analytics, um ihre Statistiken sehen zu können und schalten Werbung von Google (Adsense). Argh.
Korrekt. Aber es wäre mal eine erste Maßnahme, wenigstens IRGENDWAS (dagegen) zu tun. Und wenn selbst dieser kleine erste Schritt, dieser Tropfen auf den heißen Stein, nicht passiert – was dann? Google wird sich höchstwahrscheinlich nicht von selbst dezimieren ;)
Das ist auch ein Problem, stimmt. Aber es sind zwei verschiedene paar Schuhe. Das, was du meinst, ist die mangelnde Medienkompetenz. Ganz wichtiges Thema, keine Frage. Es ist das Bewerten von Informationen, die ich vorfinde.
Worum es mir in diesem Artikel jedoch geht, ist aufzuzeigen, dass noch etwas ganz wichtig ist: Das HINTERFRAGEN von dem, was man tut. Also das Nachdenken bevor man etwas tut. Denn das sollte zunächst einmal der erste Schritt sein (Hinterfragen), der zweite dann das suchen (tun) selbst und der dritte das bewerten (= „Gehirn anschalten“).
Alles in allem sollte man natürlich bei allen drei Schritten das Hirn anschalten, nachdenken und hinterfragen – um dann auch die notwendigen Konsequenzen aus der eigenen Erkenntnis (die beim Nachdenken gekommen ist) zu ziehen.
Leider fällt Schritt 1 und Schritt 3 meist weg, die beiden „Denker-Schritte“, und die meisten User führen nur noch Schritt 2 aus, das nackte Suchen – bei Google.
Wie gesagt: Anderes Thema: Neben Google listen auch nahezu alle anderen Suchmaschinen Wikipedia-Artikel ganz weit oben. Bei manchen Suchmaschinen kann man Wikipedia, sofern gewünscht, gezielt ausschalten. Aber darum geht es hier nicht. Dennoch ein wichtiges Thema, das du da ansprichst, das aber meinen Rahmen gesprengt hätte.
Schön-schauriger Satz, steckt – leider – viel Wahres drin.
Und daher auch mein Appell: Es liegt an uns, etwas daran zu ändern. Es sei denn wir finden das gut, toll und richtig: dann schön brav weiter so. Aber falls nicht, kann jeder von uns heute mit dem ersten Schritt anfangen – wie auch immer der aussehen mag (na wie wohl?! ;) ).
@ eyeIT: Sicher macht Google (weiblich?) seine Sachen gut. Ansonsten wären sie ja nie so groß rausgekommen und würden nicht so häufig benutzt werden. Aber hey: Schokolade schmeckt auch sehr gut. Aber NUR Schokolade wäre auf Dauer dann wohl doch etwas ungesund, oder?
Um es vielleicht ein wenig zu relativieren: Mir geht es gar nicht darum, einen Aufstand gegen Google anzuzetteln. Aber ich möchte dazu auffordern, dass sich jeder User BEWUSST selbst HINTERFRAGT, warum er das benutzt, was und wie er es benutzt und welche Konsequenzen das haben könnte. Wenn einem nicht gefällt, was dabei herauskommt, sollte einem das zu denken (und handeln) geben.
eyeIT meint
Ich bin ebenfalls skeptisch. Doch ich muss Google eins lassen: sie machen ihre Dinge gut. Aber ich gebe zu: ich bin nicht unvoreingenommen, ich habe mich mittlerweile zu einem (wenn auch skeptischen) Fan von Google entwickelt.
Kelé meint
Google= Es (das Unternehmen)
wobei man „sie“ mit dem Argument rechtfertigen könnte, dass hinter Google v.a. die Suchmaschine steht, die den Artikel definiert. (Sprich das Produkt, das hinter einem Namen steckt definiert auch dessen Artikel: z.B. die Nutella, wegen: die Nuss-Nougat-Creme. Oder die Clogate, wegen der Zahnpasta, (also die Zahnpasta) aber das nur am Rande. (für weitere Infos empfehle ich: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod von Bastian Sick)
Frohes neues Jahr allen zusammen =)