“And the winner is: Barack Obama!” So wird das Ergebnis am 6. November 2012 nach der 57. Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika lauten. Wetten, dass..?
Schon vor Monaten habe ich immer und immer wieder zu meinen Freunden gesagt: Wetten, dass Obama wiedergewählt werden wird? Es war damals nur ein Bauchgefühl, mittlerweile ist es Gewissheit.1 Aus drei Gründen:
- Es ist völlig egal, wer die nächsten vier Jahre US-Präsident wird. Ob Obama oder Romney – bei beiden wird sich nicht viel verändern.
- Selbst einige Republikaner werden Obama wählen – weil sie keine Lust auf acht Jahre Romney haben.
- Spätestens Hurrikan Sandy sicherte Obama seine Wiederwahl – ähnlich wie vor zehn Jahren Gerhard Schröder bei dem Elbhochwasser.
Den Vereinigten Staaten von Amerika geht es nach der Finanzkrise immer noch nicht viel besser. Die Arbeitslosenzahl ist unvermindert hoch, die Staatsverschuldung weiter angestiegen und viele Wahlversprechen nicht eingehalten. Die Gründe dafür sind natürlich wichtig, aber erst einmal zweitrangig. Obama und die Demokraten sagen natürlich, die Bush-Ära sei dafür verantwortlich, Romney und viele Republikaner sagen, Obama habe zu wenig erreicht bzw. auf ganzer Linie versagt. So oder so: Die einstige Weltmacht USA steht derzeit nicht allzu blendend da, zumindest, was ihr Image anbelangt. Und Image, das wissen wir spätestens seit dieser US-Wahl, zählt manchmal mehr als Inhalt.
Genau aus diesem Grund sah ich den charismatischen Obama schon vor Monaten als den sicheren Sieger an. Damit es allerdings ein wenig spannend wird (wo wäre denn sonst der für US-Amerikaner so wichtige Entertainment-Faktor?), musste es natürlich nochmal richtig knapp werden. Mag sein, dass die Umfragewerte sogar der Realität entsprechen. Aber das tatsächliche Ergebnis sah am Ende dann doch jedes Mal wieder anders aus, zumal es mittlerweile zu viele verschiedene Umfragewerte gibt.
Was hat es mit den Republikanern auf sich, die Obama wählen? Das klingt erst einmal paradox, ist aber letztendlich sehr strategisch. Einige Republikaner trauen Mitt Romney nicht zu, die Vereinigten Staaten von Amerika erfolgreich zu regieren – schon gar nicht acht Jahre lang. Andere mögen ihn schlicht als Person nicht – und das nicht nur, weil er Mormone ist. Und wieder andere sind davon überzeugt, dass es geeignetere Kandidaten unter den Republikanern gibt und hoffen auf folgendes Szenario: Wenn Obama wiedergewählt wird, kann Mitt Romney nicht mehr kandidieren und es kommt 2016 zu einer Neuwahl mit zwei frischen Kandidaten. Hierbei rechnen sich die Republikaner bessere Chancen aus. Zumal es zu diesem Zeitpunkt der US-Wirtschaft besser gehen sollte (so die Hoffnung) und der neue Präsident dann wieder stärker agieren statt reagieren kann. Das sind natürlich alles starke Spekulationen, aber es zeigt: Manche Republikaner wählen strategisch – und in diesem Fall für Obama.
Für Obama dürften sich nun auch einige Unentschlossene entscheiden, nachdem ihr derzeitiger Präsident ein – zumindest medial – erfolgreiches Krisenmanagement bei Hurrikan Sandy gezeigt hat. Seite an Seite mit Republikaner Chris Christie, der Obama auch noch in höchsten Tönen lobt: War das der Todesstoß für Mitt Romney? So oder so – ich hatte nie auch nur eine Sekunde daran gezweifelt, dass Obama diese Wahl gewinnen wird. Daher war es mir bisher auch nicht wert, darüber zu schreiben. Bis vorgestern, als mich der mediale Hurrikan Sandy-Hype stark an das Elbhochwasser von 2002 erinnerte. Denn auch damals hatte der deutsche Bundeskanzler Gerard Schröder entgegen aller Versprechungen für steigende Arbeitslosenzahlen und Staatsverschuldung gesorgt – und die Wiederwahl dennoch geschafft. Sein Herausforderer damals: der rhetorisch unterlegene Edmund Stoiber. Fazit: Image zählt manchmal mehr als Inhalt.
- Hinweis: Ich sympathisiere weder mit Barack Obama noch mit Mitt Romney. Ihre ersten beiden TV-Duelle habe ich in voller Länge gesehen und war hinterher von beiden enttäuscht. Zu ähnlich sind ihre Ziele, zu unkonkret ihre geplante Umsetzung. Mit aus diesem Grund freue ich mich auf die US-Wahl 2016, wenn die uninspirierte Obama-Ära vorbei sein wird. ↵
Dick meint
Interessant. Hast du dazu Quellen oder sind das eigene Spekulationen?
JUICEDaniel meint
Wozu hättest du denn gerne Quellen? Dass Obama gewinnt, ist natürlich noch nicht amtlich. Dazu musst du noch drei Tage warten… ;)
Moe meint
Das mit den Republikanern, die Obama wählen, ist eine gewagte These – selten war so vom drohenden Weltuntergang die Rede, wenn der jeweils andere Kandidat gewinnt. Außerdem wählen viele Obama-Wähler von 2008 jetzt Romney, also gleicht sich das aus. Einen bedeutenden Unterschied zwischen den Kandidaten macht allein schon ihre ideologische Differenz, die sich bei der Berufung von neuen Richtern für den Supreme Court wieder zeigen wird – mit der Ernennung von schätzungsweise 2 neuen Richtern in den nächsten 4 Jahren wird der nächste Us-Präsident der Nation ein sehr langes Erbe hinterlassen.
JUICEDaniel meint
Die Republicans-vote-for-Obama-These stützt sich auf Gespräche meinerseits mit Republikanern, die genau das tun. Es gibt sie also tatsächlich. Aber du hast natürlich recht – es gibt vermutlich genauso Obama-Wähler, die jetzt Romney wählen werden. Ob es allerdings genauso viele sind, weiß ich nicht. Und natürlich sind diese strategischen (Wechsel)Wähler nicht unbedingt wahlentscheidend, aber gerade bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen doch wahlmitentscheidend. Daher aus meiner Sicht ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Was die Berufung von neuen Richtern für den Supreme Court anbelangt: Das stimmt natürlich, dass hier wichtige Entscheidungen (Berufungen) getroffen werden (könnten). Aber insgesamt hat der Präsident selbst doch mehr Macht, Einflussnahme und Entscheidungsmöglichkeiten (im Fall Romney bei einer Wahl von bis zu acht Jahren) als zwei neue Supreme Court-Richter. Und damit auch Möglichkeiten, Schaden anzurichten. Oder wie siehst du das? (Ich frage mich gerade, wie viele neue Richter von 2016 bis 2020 berufen werden könnten? Da habe ich kein Überblick…) // Nichtsdestotrotz wähle ich natürlich nicht auf Grundlage von zwei Richtern, die berufen werden, auch wenn das – gerade bei strategischen Wählern – durchaus eine Rolle spielen kann.
JUICEDaniel meint
Interessant übrigens die aktuelle Schlagzeile auf Focus Online, zwei Tage nach meinem Artikel hier:
(Quelle: Focus Online)
Hier nochmal im Vergleich mein erster oben genannter Punkt: