Gestern hatte ich den ganzen Tag lang kein Internet. Daran war eine technische Panne schuld, die meinen gesamten Arbeitsablauf kräftig auf den Kopf stellte. Auch wenn einem das prinzipiell klar ist: So richtig bewusst wurde mir erst dann wieder, wie abhängig wir vom Internet geworden sind.
Als ich am Morgen den Laptop startete, ahnte ich noch nicht, wie anders mein Tag verlaufen würde. Doch nur wenige Augenblicke später hatte ich die traurige Gewissheit: kein Internetzugang, „der DNS-Server antwortet nicht“. Na toll. Und jetzt?
Für den Tag hatte ich mir viel vorgenommen, mein Zettel mit den Aufgaben war rappelvoll. Das Bittere daran: Für alle Aufgaben war das Internet notwendig. Was nun?
Ja, ich weiß: Es gibt Nachbarn, Starbucks, UMTS-Sticks und das Smartphone. Doch um diese Debatte zu verkürzen: Aus diversen Gründen war all das zunächst nicht möglich.
Das Ironische an der Sache war, dass ich zu diesem Zeitpunkt an einem längeren Artikel über das Thema Internet schrieb, quasi ein „Status quo, Internet?“. Irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft, den fehlenden Rest offline fertig zu stellen – auch wenn das zugegeben nicht immer einfach war.
Mir fehlte beispielsweise der Duden: Mittlerweile nutze ich ihn ausschließlich online. Gleiches gilt für Wörterbücher (dict.cc ist das Wörterbuch meiner Wahl), die einen Tag lang tabu waren. Beides war noch relativ leicht zu kompensieren. Aber neue Blogartikel schreiben und veröffentlichen, das war nun wirklich nicht machbar. Zum Glück auch nicht zwingend notwendig.
Was tun, wenn das Internet streikt? Ich erledigte zunächst einmal Aufgaben, die ich bis dahin vor mir hergeschoben hatte. Meine tausenden Fotos aussortieren, liegengebliebene E-Mails offline beantworten – und natürlich das Arbeitszimmer aufräumen. Auch nicht schlecht.
Als dann auch noch die Sonne schien, war mir klar: Hier bekommst du gerade (Frei)Zeit geschenkt. Also schnappte ich mir am frühen Nachmittag kurzerhand ein Buch und setzte mich einfach mal frech zwei Stunden lang in die Sonne. Eine kluge Entscheidung, wie ich nun feststelle: Denn Sonne gab es heute leider fast keine mehr in Bonn.
Was meine E-Mails anbelangt, habe ich etwas erneut ungemein schätzen gelernt: Offline über seine Daten zu verfügen und nicht alles in einer Cloud abgelegt zu haben, hat definitiv seine Vorteile. Gleiches gilt für Word, Photoshop und all meine Programme, die ich lokal auf meinem Laptop installiert habe. So konnte ich letztendlich dennoch große Teile meiner Arbeit offline erledigen, wenn auch andere Dinge als ursprünglich geplant.
Was lernen wir daraus? Wenn einem mal etwas Ungeplantes dazwischenkommt, muss das 1. nicht immer schlecht sein und sollte man 2. einfach flexibel darauf reagieren. Panikmache und Trübsal blasen bringen einen hier auch nicht weiter. Dass unsere Abhängigkeit vom Internet durchaus bedenklich ist, steht hier unter einem ganz anderen Stern. Nutzen werde ich es weiterhin gerne und exzessiv. Aber ich werde weiterhin darauf achten, nicht in allen beruflichen Aktivitäten auf das Netz angewiesen zu sein – wohlwissend, dass das jedes Jahr schwerer wird.
PS: Ich weiß immer noch nicht so recht, ob ich über Microsofts Vorschläge zur „Fehlerbehebung“ weinen oder lachen soll. Was meint ihr?
noch ein Markus meint
damals, also so bis vor 8-10 Jahren, bin ich mindestens 3x die Woche von Köln aus nach Straelen gefahren, meistens mit einem 7,49 t LKW, ca. 220 km hin und her, und einmal die Woche nach Aalsmeer in Holland, 520 km hin und zurück. zum einkaufen, ich war je nach Verkehrslage jeweils so 8 – 10 Stunden unterwegs und habe danach noch andere Arbeit in der Firma gemacht.
heute logge ich mich bei unseren Lieferanten über Internet ein und spare mir die ganze Fahrerei und Zeit und mache die gleiche Arbeit aus dem Büro. die Blumen kommen dann über Nacht per Spedition und sind morgens um 4 Uhr da das wir anfangen können zu arbeiten.
Fazit: arbeiten ohne Internet ist bei mir heute noch immer möglich, aber wesentlich zeitintensiver. Alternativ kann ich viel am Telefon machen, aber das ist irgendwie nicht meins.
Uwe Hermann meint
Danke schön für den Artikel! Ich hätte wohl auch so meine Probleme, wenn bei mir das Internet ausfallen würde.
Herzlich gelacht habe ich über den Schluss! Microsofts Vorschlag, bei Problemen mit dem Internet den Onlinesupport zu kontaktieren ist einfach köstlich!
Übrigens folge ich juiced.de erst seit kurzer Zeit per RSS, aber ich freue mich inzwischen immer wieder auf neue Artikel – herzlichen Dank dafür!
Liebe Grüße
Uwe Hermann
JUICEDaniel meint
@ noch ein Markus: Wow, echt krass. Ich frage mich schon manchmal, wie das nur alles ohne Internet früher ging… für uns Digital Natives ist das irgendwie unvorstellbar. Gerade weil heute halt in gewissen Branchen gar nichts mehr ohne das Internet geht – also die Abhängigkeit von 0 auf 100 in nur wenigen Jahren.
@ Uwe Hermann: Ja, Microsofts Vorschlag ist wirklich unglaublich. Ich hatte ähnliche Tipps schon bei Windows XP/Vista gesehen, wenn ich mich recht erinnere. Keine Ahnung, was sie sich dabei denken…
Und vielen Dank für das Lob am Ende – geht runter wie Butter :)
Liebe Grüße,
Daniel
Torsten meint
und was für Raupen sind das nun?
JUICEDaniel meint
Um ehrlich zu sein: keine Ahnung. Ich habe sie auf Mallorca fotografiert und fand’s faszinierend, dass sie eine Kette über die halbe Straße gebildet haben. Hatte ich so bisher zum ersten Mal gesehen. (Werde jetzt übrigens deinen anderen Kommentar auch endlich mal beantworten… nicht dass du noch denkst, ich würde dich ignorieren ;) )